Droht uns ein Autokrieg?

Mit der richtigen Personalstrategie werden die automobilen Platzhirsche nicht zum Opfer der Digital Natives

Von Ansgar Lange +++ Der Mann mit dem markanten Irokesenschnitt ist sicher: Die deutsche Autoindustrie hat ihre Zukunft verschlafen. Das Auto sei digital, und die hiesige Industrie müsse sich endlich darauf einstellen, schrieb der Blogger und Werbetexter Sascha Lobo bei Spiegel Online http://www.spiegel.de/netzwelt/web/sascha-lobo-ueber-vernetzte-autos-google-und-apple-a-1020417.html. Behandele sie die Vernetzung weiterhin so stiefmütterlich, so drohe ihr ein ähnliches Schicksal wie Nokia. Autohersteller müssten zu Software-Konzernen werden, sonst hätten sie keine Zukunft.

Stefan Anker, ein Mann mit Benzin im Blut und hauptberuflich Autojournalist bei der Welt, kanzelte den Paradiesvogel Lobo daraufhin mit den Worten ab: „Sascha Lobo versteht nichts von Autos – aber redet trotzdem darüber“ http://ps.welt.de/2015/02/26/sascha-lobo-versteht-nichts-von-autos-aber-redet-trotzdem-darueber/. Seiner Meinung nach haben die Autohersteller keinen erkennbaren Nachholbedarf in Sachen Digitalisierung. Das „update-fähige Auto“ sei keine ferne Zukunftsversion mehr: „Was die geschmähte Industrie in Sachen autonomes Fahren auf sich nimmt, vor allem gegen viel Widerstand der klassischen Autofans, repräsentiert zudem eine Zukunftslust, die Sascha Lobo offenbar nicht erkennen will.“

In Deutschland arbeiten allein 100.000 Software-Experten in der Autoindustrie an den Zukunftsthemen

Wer hat nun Recht: Lobo oder Anker? Wie so oft, liegt die Wahrheit in der Mitte, findet der Personalexperte Michael Zondler, dessen Unternehmen centomo http://www.centomo.de viele Kunden im Automotive-Bereich hat. Dass der deutschen Autoindustrie ein „Nokia-Schicksal“ drohe, hält Zondler für „Quatsch“: „Hersteller und Zulieferer arbeiten mit Hochdruck und allein bei uns in Deutschland mit ca. 100.000 Software-Experten an diesen Themen.“ Dies sei eine spannende Herausforderung für Personaldienstleister wie centomo, welche diese hochspezialisierten Fachkräfte mit den Autokonzernen zusammenbringen.

Dass die etablierten „Platzhirsche“ nicht einfach von Apple, Google und Tesla vom Markt gefegt werden, dafür spreche schon, dass Audi, BMW, Mercedes und Co. über eine gute Reputation, die entsprechenden Vertriebswege, die Kunden und deren Vertrauen verfügen. „Trotzdem wird sich der Markt natürlich wandeln. Neue Player kommen hinzu, andere verschwinden – aber das war schon immer so“, so Zondler. Auch wenn im Manager Magazin schon plakativ von „Car Wars“ und einem „Kampf der Kulturen“ die Rede war: Zondler ist der festen Überzeugung, dass die Autoindustrie mit dem Einsatz der richtigen Experten aus der IT-Welt den Wandel so gestalten kann, dass Elektromobilität, Digitalisierung und Sharing Economy eben nicht zur Bedrohung der etablierten Autoindustrie werden, sondern zum Ansporn, sich weiter zu entwickeln und noch besser zu werden http://www.manager-magazin.de/magazin/artikel/apple-google-und-tesla-werden-zur-gefahr-fuer-audi-bmw-und-mercedes-a-1007528.html.

Zur These Lobos, dass Autohersteller zu Software-Konzernen mutieren müssten, sagt der centomo-Chef, dass sie und vor allem ihre Zulieferer bereits in Teilen Software-Konzerne seien: „Zum Beispiel Continental: Hier arbeiten schon jetzt über 10.000 Software-Experten und entwickeln die neuesten Fahrerassistenzsysteme. Das Ziel ist klar das teilautonome und autonome Fahren.“

Das Verständnis von Mobilität wandelt sich

Wenn Anker schreibt, dass Autos „Ausdruck von Freiheit und Individualismus“ sind – sogar im Stau – dann ist dies nur die halbe Wahrheit. Denn viele Leute haben heute ein anderes Verständnis von Mobilität. „Fortbewegung mit Mehrwert ist das, was diese Konsumentengruppe anspricht. Man möchte sich bewegen lassen, sich dabei aber auch auf andere Dinge konzentrieren, arbeiten oder einfach unterhalten können. Für die Ballungsgebiete und für die Arbeit unter der Woche gibt es dann das autonome Fortbewegungsmittel und fürs Wochenende die Spritztour mit dem emotionalen Cabrio oder dem prestigeträchtigen Sportwagen“, meint Zondler.

Während Anker der Meinung ist, dass Autos aufgrund ihrer Komplexität kaum „nachgemacht“ werden könnten, findet dieser Prozess schon statt. Das Knowhow ist nach Ansicht von Zondler ja nicht abstrakt bei BWM oder Daimler, sondern in den Köpfen der Macher. Genau diese Experten würden aktuell massiv von Apple und Google angesprochen und abgeworben. Auch Kooperationen und Joint Ventures seien denkbar. Auf jeden Fall werde sich der Markt in den kommenden fünf bis zehn Jahren wesentlich verändern.

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